Das Aus für ISDN – So gelingt der Wechsel auf IP-Telefonie

Bald ist Schluss mit ISDN! Telefonie über das Internet soll die alte Technik bis Ende 2018 ersetzen, von denen noch rund 15 Millionen Anschlüsse in Deutschland betroffen sind (Stand 2015). Aber was bringt die neue All-IP-Technik? Wir erläutern Ihnen die neue Technik grundlegend und zeigen Ihnen auf, welche Vorteile mit der IP-Telefonie einhergehen.

Die Tage von ISDN sind also gezählt. Die deutsche Telekom will alle Kunden bis Ende 2018 auf Internet-Telefonie umstellen, und das, obwohl ISDN erst seit knapp 20 Jahren auf dem Markt flächendeckend eingesetzt wird. Die VoIP-Technologie (VoIP = Voice over IP, IP ist das „Internet Protocol“ mit dem der Datenverkehr in heutigen Computernetzen und dem Internet erfolgt), hat in den letzten Jahren große technische Fortschritte gemacht. Und gerade deshalb soll es die bisherige ISDN-Technik und die noch wenigen verbliebenen analogen Anschlüsse ersetzen.

Das ISDN-Netz ist sehr wartungsintensiv und die Leitungen werden mit den Jahren immer störanfälliger. Auch die viele Ersatzteile für das ISDN-Netz sind oft nicht mehr erhältlich„, so die Deutsche Telekom. „Diese werden einfach nicht mehr produziert.
 
Doch nicht nur die Technik verschwindet langsam, auch die Menschen, die sich mit ISDN auskennen, werden immer weniger. Techniker und Ingenieure gehen in Rente, Nachwuchs-Kräfte mit vertieften ISDN-Kenntnissen werden nicht mehr ausgebildet.

Lassen sie sich nicht von der Telekom-Kündigung überraschen!

Die Telekom kündigt bereits seit Monaten bestehende ISDN-Verträge für Unternehmen, für die Unternehmen oft völlig überraschend. Es wird dann mit einer sehr kurzen Frist und beiliegenden Umstellungsangeboten versucht, die fundierte Abwägung von Alternativen zu verhindern, um einen Neuvertrag für IP-Telefonie zu verkaufen. Doch ist die Telekom für Sie wirlich der beste Anbieter? Um nicht in diesen Druck zu geraten, sollten Sie am besten sofort beginnen, die Entscheidung schon einmal fundiert vorzubereiten. Wir unterstützen Sie gerne dabei!


Mehr Qualität und Zuverlässigkeit durch IP-Telefonie

Telefonie wird zukünftig nur ein weiterer Dienst sein, den ein Provider über sein IP-Netz anbietet. Genauso wie E-Mail, Chat, Internet-Fernsehen oder eine Online-Videothek. Die klassische Telefonanlage wird es nicht mehr geben, alle Telefonie-Daten laufen über das Rechenzentrum des Providers. Statt sich um eine physische Telefonanlage, deren Wartung und Betrieb kümmern zu müssen, buchen Sie als Telefonie-Kunde künftig nur noch Arbeitsplatzlizenzen bei Ihrem Provider und mieten oder kaufen die gewünschten Endgeräte dazu – auch das ist vergleichbar mit einem E-Mail-Dienst. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sich die nötigen Server – die dann „normale“ Computer sind, keine „Telefonanlagen“ mehr – selbst im Haus zu betreiben, doch dies lohnt sich aufgrund der Anschaffungs- und Wartungskosten oft einfach nicht mehr, wie ja auch bei Email-Servern schon häufig Dienste in der Cloud genutzt werden.

Die Anschlüsse werden weitgehend vorkonfiguriert geliefert . Sie müssen sie in der Regel nur noch in die Datendose stecken. Wichtig dabei: Das lokale Netzwerk muss von der Leistung her für den zusätzlichen Sprachdienst ausgelegt sein, damit keine Gesprächsstörungen auftreten! Ob dies bei Ihnen der Fall ist, können Sie zum Beispiel im Rahmen eines Netzwerkchecks überprüfen lassen. 

Übrigens: Bei der gemeinsamen Verwendung von Telefonie und Internet über dieselbe Leitung hat die Telefonie immer die nötige hohe Übertragungspriorität, um Störungen zu vermeiden. Dies wird über eine steuerbare „Quality of Service“ geregelt, welche von allen genutzten Netzwerkkomponenten unterstützt und technisch korrekt eingestellt werden muss. Hierin unterscheidet sich auch eine professionelle Voice-Over-IP-Lösung von einer kostenlosen. Sie können über diese Leitung sogar Faxe versenden oder empfangen. Die Sprachqualität ist bei korrekter Einrichtung und Produktauswahl der von ISDN mindestens gleichwertig.

IP-Telefonie macht vieles einfacher

Besonders im Geschäftsalltag bietet IP-Telefonie einem Unternehmen eine Reihe von Vorteilen. Mitarbeiter können außerhalb der Firma über ihre gewohnte Festnetz-Dienstnummer via Internet telefonieren. Ob unterwegs, im Außendienst, bei der Arbeit im Home-Office oder von jedem anderen Punkt auf der Welt. Sie sind überall über Ihre zentrale Durchwahl erreichbar, ganz so, als wären sie vor Ort.

Gerade für mittelständische Firmen mit bspw. mehreren Filialen eröffnen sich durch die IP-Technologie neue Möglichkeiten, etwa für das zentrale Update von Software. Die Umstellung von klassischer auf IP-Telefonie kann bei entsprechender Konfiguration auch Kostensenkungseffekte mit sich bringen: Sie benötigen keine Telefonanlage mehr (und sparen dadurch unter anderem Stromkosten), für die Telefonie reicht ein Internetanschluss. 

Mehrere Rufnummern für ein und denselben Mitarbeiter sind dann ebenfalls Geschichte: Beim Wechsel des Arbeitsplatzes innerhalb eines Unternehmens nimmt jeder Mitarbeiter seine Durchwahl einfach mit. Und oftmals ist gar kein Telefonapparat mehr nötig – der Mitarbeiter kann z.B. mit  Hilfe eines Headsets sein Notebook oder seinen Arbeitsplatz-PC als Telefon benutzen.

Auch die Bedienung über komfortable Software mit sichtbarer Menüführung ist meinst viel einfacher als die kryptischen Tastenkombinationen der alten Telefone, die dazu führt, dass teuer eingekaufte Leistungsmerkmale einer Telefonanlage im Alltag gar nicht richtig genutzt wurden.

Zusätzliche Dienste wie Videokonferenz, Bildschirm-Übertragung und Whiteboards für einfache Zusammenarbeit werden oft mit angeboten und „veredeln“ das Telefonie-Angebot um sonst aufwändig und teuer zusätzlich anzuschaffende moderne Arbeitsmittel für auch standortübergreifende Teams – bei gleichzeitig einfacher, einheitlicher Bedienung und Verbindungsaufbau.

Auf Seiten der Provider laufen sämtliche Dienste über ein Netz bzw. eine Infrastruktur, was die laufenden Betriebskosten senkt und indirekt an den Kunden weitergegeben werden kann.

Nachteile von VoIP in Vorteile verwandeln: Verfügbarkeit erhöhen

Mit VoIP werden die Wartungskosten gesenkt und das Netz wird besser ausgenutzt. Allerdings bleiben bei Störungen in der Internet-Leitung oder bei Stromausfall die Telefone „tot“ – Hausnotrufsysteme funktionieren dann nicht mehr. Auch der Faxempfang und -versand sind nur noch eingeschränkt möglich. Wichtig ist daher immer eine Gesamtbetrachtung der Lösung und ihrer Seiteneffekte. Die gewünschte Verfügbarkeit muss berücksichtigt und der Service Level ihrer aktuellen Interrnet-Leitung geprüft und ggfs. angepasst werden. Oft ist auch die Einrichtung einer Backup-Leitung mit automatischer Umschaltung bei Ausfällen sinnvoll. Vorteil dabei – diese Investition sicher dann nicht nur die Telefonie, sondern auch gleich die Internet-Anbindung ab, über die Email etc. laufen. So machen Sie aus den Nachteil gleich wieder einen Vorteil.

Leitungskapazitäten für die All -IP-Technik abschätzen und einplanen

Unternehmen müssen bedenken, dass zusätzlich zu ihrem aktuellen Bedarf an „normaler“ Bandbreite für E-Mails, Internetzugang und andere Anwendungen durch VoIP auch die Telefonie über die vorhandene Datenleitung abgebildet werden muss. Wie hoch der Bedarf ist, lässt sich individuell errechnen. Als Faustregel gilt: Ein Gespräch benötigt rund 100 kBit/s symmetrischer Bandbreite, damit die Gesprächsqualität dem ISDN-Niveau entspricht. Normale Unternehmen können mit der Drittel-Regel rechnen, die besagt, dass in der Regel ungefähr ein Drittel der Angestellten gleichzeitig telefoniert. Bei 60 Mitarbeitern sind das also zwanzig gleichzeitige Gespräche à 100 Kbit/s. Das ergibt einen Gesamtbedarf von 2 MBit/s Bandbreite für die Telefonie im Unternehmen.

Da gerade im Unternehmensalltag die Sprachqualität eine wichtige Rolle spielt, sollte diese Bandbreite der Telefonie fest zugeteilt bzw. bei Bedarf garantiert werden (Quality of Service), um keinen Qualitätsverlust oder gar Gesprächsabbrüche zu riskieren. Zudem sollte das Unternehmen darauf achten, dass in seinem lokalen Netz Sprache vor Daten priorisiert wird, damit ein Telefongespräch bei hoher Netz-Last nicht zugunsten anderer Anwendungen abgebrochen wird.

Checkliste für die Umstellung von ISDN auf VoiP

  • Ist Ihre LAN-Infrastruktur VoIP-fähig?
  • Sind Firewalls in der Lage, „Quality of Service“ abzubilden?
  • Sind Ihre Telefone VoIP-fähig?
  • Besteht bei Ihnen bereits ein VoIP-Telefonanschluss?
  • Wenn nicht, welche Anforderungen soll Ihr neues Produkt erfüllen?
  • Benötigen Sie Analog- oder Digital-Adapter für alte Fax-Geräte?
  • Benötigten Sie zusätzliche analoge Telefonleitungen für Alarmanlagen etc.?
  • Verfügen Ihre Standorte über genügend Bandbreite?
  • Haben Sie eventuelle Neuanschaffungen im Budget eingeplant?
  • Möchten Sie einen neuen Telefonie-Server vor Ort installieren
    oder eine Cloud-Lösung einsetzen?
  • Laufen Ihre Verträge für die derzeitige Anlage aus?

Unser Fazit zur IP-Telefonie:

Ende 2018 ist für analoge und für ISDN-Telefonanschlüsse Schluss. Die All-IP-Technik ersetzt dann die veralteten ISDN-Anschlüsse. Wer in den kommenden Jahren sowieso neue Telefontechnik beziehen muss, sollte sich bereits jetzt von Altlasten trennen und VoIP- oder Cloud-Telefonanlagen in Betracht ziehen und diese besser mieten statt kaufen. Rüsten Sie also keine Telefonanlagen mehr auf, auch wenn Ihr Unternehmen nicht von Telekom-Leitungen abhängt. Denn Sie werden sich in den nächsten Jahren sowieso mit VoIP auseinandersetzen müssen – denn ISDN bleibt ein Auslaufmodell und spätestens im Jahr 2022 wird keiner mehr um den Umstieg auf All-IP herumkommen.

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